Interview mit Marc-Philipp Dagott über strukturelle Perspektiven im Bankensektor
Zwischen Tradition und Transformation:
Interview mit Abteilungsleiter Marc-Philipp Dagott

Ende 2024 veröffentlichte Marc-Philipp Dagott, Abteilungsleiter Steuerung bei der GenoAkademie sein Buch "Die Volks-und Raiffeisenbanksparkasse eG. Narrative, Synergiepotenziale und Umsetzungsskizze der Fusion von Sparkassen und Genossenschaftsbanken einschließlich ihrer Finanzgruppen". Darin befasst er sich mit einem bislang wenig diskutierten Thema: der strukturellen Annäherung von Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Ausgehend von persönlichen Erfahrungen und langjähriger wissenschaftlicher Auseinandersetzung analysiert er historische Parallelen, institutionelle Gemeinsamkeiten und mögliche Synergiepotenziale.

Im folgenden Interview spricht Dagott über die Entstehungsgeschichte des Buches, zentrale Inhalte und seine Einschätzung zur zukünftigen Rolle regionaler Banken im Kontext von Digitalisierung, Wettbewerb und gesellschaftlichem Wandel.

 

 

 

Im folgenden Interview spricht Dagott über die Entstehungsgeschichte des Buches, zentrale Inhalte und seine Einschätzung zur zukünftigen Rolle regionaler Banken im Kontext von Digitalisierung, Wettbewerb und gesellschaftlichem Wandel.

Können Sie uns kurz Ihren beruflichen Hintergrund und Ihre Motivation für das Schreiben dieses Buches erläutern?

Ich erfülle vermutlich alle Klischees des typischen Bankers: Bankausbildung und BWL-Studium. Das wissenschaftliche Arbeiten hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich noch eine Dissertation rangehängt habe.

 

Was hat Sie dazu inspiriert, sich mit der Fusion von Sparkassen und Genossenschaftsbanken zu beschäftigen?

Während meines Studiums habe ich Ende der 1990-Jahre ein Praktikum beim damaligen Genossenschaftsverband Berlin-Hannover absolviert. Ich sollte mich am ersten Tag beim Kunden (VR-Bank) mit dem Prüfungsleiter treffen. Neben der VR-Bank stand die Filiale der Sparkasse – in der Bank fiel mir in der ersten Woche eine Fachzeitschrift in die Hände. Ein Artikel darin: Die damals beabsichtige Fusion von Sparkasse und Raiffeisenbank im bayrischen Marktredwitz. Wurde durch Landes- und Verbandspolitik verhindert.

Letztes Jahr bin ich dann auf ein Buch gestoßen, das sich vom Titel her so las, als ob der Autor „mein Thema“ gekapert hätte. Das hat mich motiviert, meine damalige Dissertation komplett zu überarbeiten und mit dem Springer-Verlag neu zu veröffentlichen.

 

Was sind die Hauptthemen und Ziele Ihres Buches?

Ich habe Berührungspunkte zwischen Sparkassen und Genossenschaftsbanken gesucht – in der Vergangenheit, im strukturellen Aufbau der Gruppen und im Umgang mit den aktuellen Trends.

 

Welche Synergiepotenziale sehen Sie in der Fusion von Sparkassen und Genossenschaftsbanken?

Die offensichtlichsten liegen in der Zusammenführung der beiden Filialnetze. Frankfurter Volksbank und Taunus Sparkassen habe das mit ihren FinanzPunkten vorgemacht. Gemeinsame Filialen, die an den einen Tagen rot leuchten und an den übrigen blau besetzt sind. Andere mögen sehr weit weg erscheinen. Eine Zentralbank aus DZ BANK und allen Landesbanken würde die Deutsche Bank als größte deutsche Bank ablösen.

 

Wie sehen Sie die aktuelle Wettbewerbssituation zwischen Sparkassen und Genossenschaftsbanken?

Oberflächlich betrachtet, sind Sparkassen und Genossenschaftsbanken in der jeweiligen Region einander die stärksten Wettbewerber, vor allem im mittelständischen Firmenkundengeschäft. Im Privatkundenkundengeschäft sind DKB und ING zu starken Herausforderern herangereift. Dazu kommen die Neobroker und -banken, die gerade für junge Erwachsene interessant sind.

 

Welche Chancen ergeben sich aus der Digitalisierung für diese Banken?

Alle diese Wettbewerber profitieren davon, dass es die Markteintrittshürden „Filiale“ und „Bargeld“ nicht mehr gibt. Es reichen scheinbar eine moderne APP (natürlich mit der digitalen Infrastruktur dahinter) und regelmäßige Zinsaktionen.

 

Wie stellen Sie sich die Zukunft der Volks- und Raiffeisensparkasse im Jahr 2040 vor?

Die einzelne Volks- und Raiffeisensparkasse kann die Rolle eines lokalen oder regionalen Entwicklungsbürgermeisters ausfüllen – diesen Begriff haben Corinna Pommerening und Carl Naughton gesetzt. Über die bisherigen Funktionen als Kapitalgeber und Investor wächst die Volks- und Raiffeisensparkasse in die Rollen des Infrastrukturmanagers und einer Dachgenossenschaft hinein.

 

Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und die Energiewende in Ihrem Modell?

Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind bereits heute die größten Finanzierer lokaler und regionaler Klimaprojekte. Gemeinsam ginge da noch viel mehr. Darüber hinaus könnte die eG eine noch viel prominentere Rolle spielen, wenn es um die Einbindung der Bevölkerung in dieses generationenübergreifende Vorhaben geht.

 

Was waren die größten Herausforderungen bei der Recherche und dem Schreiben dieses Buches?

In jedem Fall das Zeitmanagement: in meiner täglichen Arbeit komme ich zwar an vielen der im Buch behandelten Themen vorbei. Das aber in der Freizeit zusammenzuschreiben war heavy!

 

Haben Sie eine besondere Anekdote oder ein Erlebnis, das Sie während des Schreibprozesses geprägt hat?

Ach, nur das übliche: Der Rechner, der abschmiert; die Literaturquelle, die alles bisher geschriebene in Frage stellt…aber vor allem viele, sehr spannende Literaturfunde und damit verbundene Geschichten und Menschen, die meine These zur Verwandtschaft von Sparkassen und Genossenschaftsbanken bestätigen.

 

Welche Botschaft möchten Sie den Lesern Ihres Buches mit auf den Weg geben?

Wir müssen öfter tradierte Vorstellungen und Besitzstände in Frage stellen. Angesichts der aktuellen technologischen Entwicklungen - lass uns nur auf Blockchain und KI schauen – und einem veränderten Kundenverhalten wird der Wert der roten und blauen Filialinfrastruktur weiter an Wert verlieren.

 

​​​​​​​Gibt es weitere Projekte oder Themen, an denen Sie derzeit arbeiten?

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