Die Megatrends Klimawandel und Digitalisierung, Hyperkomplexität und Unsicherheit bestimmen die aktuellen Themen unserer Zeit. Die Pandemie hat zu weltweiten Umwälzungen geführt, die auch am Finanzmarkt zu disruptiven Erschütterungen geführt haben. Überraschend kamen diese nicht, doch mit welcher Wucht und Vehemenz wir aktuell diesen Herausforderungen begegnen müssen, hat viele überrascht. Die europäische Bankenlandschaft und der deutsche Finanzsektor sind im Dauerstress, nicht erst durch die Einführung der PSD2-Richtlinie im Jahr 2019, sondern stetig – so sind durch Fintechs und Bigtechs und mit dem Aufbau neuer digitaler Ökosytseme neue Akteure auf dem Markt, die enorme Umwälzkraft haben. 

Strategische Überlegungen werden bedeutender

Die neuen regulatorischen Anforderungen entlang der Wertschöpfungskette erfordern zusätzlich das Überdenken der eigenen Geschäftsmodelle. Strategischen Überlegungen kommt ein immenser Bedeutungszuwachs auf dem Weg zur Plattformökonomie und „Open und Beyond Banking“ zu. Es ist nicht die Zeit, durchzuatmen und sich in Sicherheit zu wähnen. Wir erleben heute eine Rezession und die wirtschaftlichen Folgen der Krise sind im Finanzsektor durch erneute aufsichtsrechtliche Vorschriften zum Eigenkapital zu erleben. Für viele Banken wächst der Druck auf Rentabilität und Margen und wo vor der Pandemie über Formen digitaler Zusammenarbeit, Remote-Work, agilem Arbeiten nur als „Möglichkeit“ gesprochen wurde, hat Corona Tatsachen geschaffen − New Work wurde zum New Normal. Wettbewerbsentscheidend sind aktuell nicht nur die technischen Neuerungen, sondern insbesondere die strategische und kulturelle Ausrichtung des Hauses. Führungskräften kommt hier eine zentrale Rolle im Spiel zu, da sie Grundlegendes hinterfragen müssen, neue Spieler ins Feld nehmen und die Spielstrategie überdenken müssen. Das Spiel ist verloren, wenn auf ein „weiter wie gehabt“ gesetzt wird. 

Radikal neues Mindset nötig

Der Strukturwandel im Bankenbereich und Finanzsektor allgemein erfordert ein radikal neues Mindset und Herangehen, um die drängenden Probleme der Zeit zu bewältigen. In Zeiten disruptiver Veränderung gerät Führung verstärkt ins Rampenlicht. Reflexhaft wird oftmals in vulnerablen Augenblicken auf Althergebrachtes zurückgegriffen, ohne dort jedoch die Antwort auf die drängendsten Fragen zu finden. Vertraute und altbewährte Tools haben ausgedient und helfen nicht weiter, zu Lösungen zu kommen – Strategie- und Innovationsmanagement, das an den Themen der Zeit wie Nachhaltigkeit und Plattformökonomie sowie agilem Projektmanagement integriert in eine strategische, genossenschaftliche Personalentwicklung eingebunden ist, geben die richtigen Impulse für eine zukunftsgewandte Führungskräfteentwicklung. 

Die skizzierten gravierenden Veränderungen auf allen Ebenen setzen sich auch innerhalb der Unternehmen fort. Überall fehlen Fachkräfte. Zahlreiche Unternehmen haben ebenso Schwierigkeiten, Führungsnachwuchs zu rekrutieren. Dies mag einerseits an den Ansprüchen und der Haltung der Generation Z liegen, andererseits ist es häufig ein gewachsenes Problem im Unternehmen selbst, das schon mit der Ausbildungsausgestaltung und dem Recruiting beginnt. Diverse Mitarbeitende-Gruppen und Teams, junge Mitarbeitende der Generation Z, die andere Führungskonzepte benötigen und auf Augenhöhe kommunizieren wollen, sind nur ein Teil des Wandels, genauso wie das verstärkte Interesse an individueller Weiterentwicklung. Doch auch Remote-Arbeit im Homeoffice, die Social-Media-Präsenz der Mitarbeitenden sowie flexible Arbeitszeiten und Mitarbeitende, die selbstorganisiert in Netzwerken teils mit Kunden agieren, einhergehend mit dem Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit in der eigenen Arbeit, verändern die Ansprüche an Führungskräfte. 

New Leadership

Die Anforderungen an Führungskräfte von Seiten der Vorstände und auch der Mitarbeitenden, nicht nur im genossenschaftlichen Bankenbereich, sind erheblich gestiegen – es ist an der Zeit über New Leadership oder neue Führungsstile nachzudenken. 

Unter New Leadership versammeln sich der kooperative, partizipatorische, demokratische, situative, systemische, dialogische und transformationale Führungsstil. Diese läuten den dringend erforderlichen Paradigmenwechsel in der Führungsarbeit ein. Dabei kommt es nicht so sehr darauf an, mit welchem Führungsstil genau nun Führungskräfte führen. Vielmehr ist entscheidend, dass Führungskräfte die Kompetenz entwickeln, empowert werden, situativ angepasst denjenigen Führungsstil zu wählen, den die aktuelle Situation verlangt, was bedeutet kontextuell zu führen. Führungskräfte benötigen ein anpassungsfähiges, sprich agiles Mindset. Sie sind in verschiedenen Rollen als Coach, Mentor, ja sogar Influencer und Teamplayer unterwegs. Sie sind Vorbilder, Multiplikatoren und gestalten die Unternehmenskultur ebenso mit wie die Art und Weise, wie in einem Unternehmen gearbeitet wird. 

Der Weiterentwicklung von Führungskompetenzen kommt hier eine strategische Schlüsselrolle zu – ob als „Reskilling“ oder „Upskilling“. Führungskräfte müssen nicht mehr, nicht weniger als Zukunft gestalten und sind dabei die Unternehmer ihres eigenen Kompetenzportfolios. 

Wie bereits beschrieben sind Anpassungsfähigkeit oder agiles Mindset und Resilienz die Schlagworte, um die sich aktuell die Kompetenzen moderner Führung oder New Leadership drehen. New Leadership bedingt New Learning. Entlang dieses Wertschöpfungs- und Kompetenzentwicklungsprozesses gibt es ebenso einen Wandel bei der Inanspruchnahme beruflicher Qualifizierung und Bildung im genossenschaftlichen Bankenbereich. 

MGB Management in Genossenschaftsbanken

Mit dem neuen „MGB Management in Genossenschaftsbanken“ setzen die Regionalakademien einen Schwerpunkt für eine umfassende „Management und Leadership Development Journey“, die den beschriebenen Anforderungen Rechnung trägt. Das Management ist gefordert wie nie: Trends verstehen, Technologien anpassen, die auf das eigene Haus stimmig sind, setzt ein profundes Wissen an strategischen Kompetenzen voraus. Viele Häuser im genossenschaftlichen Bankenbereich haben dies bereits erkannt und messen dem Bereich der strategischen Personalentwicklung und Kompetenzerweiterung der Führungskräfte einen hohen Stellenwert zu. Denn nur mit einem guten Verständnis von Management, Innovation und Führung können die drängenden Fragen der Zeit im genossenschaftlichen Bankenbereich zukunftsweisend beantwortet werden.   

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© Katharina Küster,
Produktmanagerin Management & Führung